Wir sprachen mit dem Würzburger Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Bernd Spengler, Autor im Arbeitszeit-Kommentar des Nomosverlags.
Grundsätzlich haben ja schon viele Menschen eine 4-Tage Woche, ja sogar eine 3 Tage-Woche, nämlich Teilzeitbeschäftigte, die nur an bestimmten Tagen arbeiten. In Belgien hat man jetzt aber einen Rechtsanspruch geschaffen, seine geschuldete Arbeitszeit als Vollzeitkraft (also in der Regel 40 Stunden) in 4 Tagen ableisten zu können.
Als Pflicht des Arbeitgebers gibt es das bei uns nicht – möglich ist ein solches Arbeitszeitmodell nach dem Arbeitszeitgesetz allerdings. Denn die werktägliche Arbeitszeit von 8 Stunden (§ 3 ArbZG) darf auch bis zu 10 Stunden täglich verlängert werden, wenn diese Mehrbelastung an anderen Tagen (zB. durch freie Tage) ausgeglichen wird.
Wer also lieber an 4 Tagen 10 Stunden arbeiten will, könnte so einen zusätzlichen freien Tag und damit sogar ein längeres Wochenende vereinbaren. In Zeiten zunehmender Flexibilisierung der Arbeitszeit kann das gerade bei Familienverpflichtungen ein interessantes Modell sein. Betriebsräte sollten sich auf diese Forderungen aus der Belegschaft jedenfalls vorbereiten.
Allerdings muss man auch bedenken, dass 10 Stunden Arbeit am Tag schon ein Wort ist. Da bleibt an diesen Tagen wenig Zeit für die Familie oder Hobbies. Und eine solche Verdichtung der Arbeit kann auf Dauer sicher auch zu Burn.Out und Überforderung führen. Arbeitsmedizinisch ist das sicher kritisch zu betrachten. Das Modell ist jedenfalls nicht für jeden Job geeignet.
Autor: Bernd Spengler